Unter dem Titel „Streiten Sie doch!“ führte Wirschaftsmediatorin Kirstin Nickelsen (Homepage / XING-Profil) ein Netzwerk beruflich selbständiger Frauen provokant durch einen kurzweiligen Abendworkshop zum Konfliktmanagement.
Ein Merksatz der Kollegin: „Kann sein, dass es ausgesprochen problematisch ist. Unausgesprochen ist es eine Katastrophe.“ Mein Lieblingssatz daraus: „Nicht zu streiten, stört die Harmonie.“
Wer also besonders harmoniebedürftig ist, sollte das Streiten lernen, damit die „Mücke“ nicht zum „Elefanten“ wird. Wie macht man das nun?
Dazu gibt es einen bestechend einfachen Viererschritt vom weltweit bekannten Konfliktforscher und -berater Marshall Rosenberg:
- „Beobachtung“: Was ist in der Situation tatsächlich passiert? (Hilfe: Was hätte eine Videokamera aufzeichnen können?)
- „Gefühle“: Was empfand ich dabei, welche Gefühle habe ich dazu? (Achtung, das ist wirklich schwer!)
- „Bedürfnis“: Welches Bedürfnis steckt für mich/die Beteiligten tatsächlich dahinter?
- „Bitte“ / „Erwartung“: Welche Bitte formuliere ich daraus an mein Gegenüber?
Ähnlich den Scrum Prinzipien ist die Theorie bestechend einfach und sie gehört sogar zum Standardrepertoire eines (GPM/IPMA) zertifizierten Projektleiters, doch ihre Ausführung im hochtaktiken (Projekt-)Alltag ist dafür umso schwieriger und will immer wieder geübt werden. Sind wir doch meist mit einer wertenden und anschuldigenden Sprache aufgewachsen. Zudem haben viele von uns auch schon früh gelernt, eben keine Gefühle zu zeigen und erst recht nicht im so genannten professionellen Umfeld über sie zu sprechen.
Wie schade.
Sie sind nämlich trotzdem da. Und sie arbeiten in uns. Und spätestens wenn aus der Mücke schon die erste Maus wurde, steht sie uns auf der Stirn. Warum also nicht gleich über die Mücke sprechen, statt Moskitos, Mäuse oder gar Elefanten zu züchten?… für das heutige Großraumbüros auch viel zu eng sind. 😉
Frau Nickelsen: „Wir sind immer 50% des Problems.“ Also beginnen wir mit dem Viererschritt bei uns selbst. Alles weitere kann man nachlesen und fleissig mit Kollegen üben. „Wer sich öffnet, kommt weiter.“ (So der Untertitel zum Buch von B. Brüggemeier)
P.S. Man muß diese Gefühle übrigens nicht immer äußern; oftmals reicht es, sich selbst über seine Gefühle und Bedürfnisse klar zu werden, um Bitten oder Erwartungen klar formulieren zu können. Hier ein Video mit Rosenberg dazu:
- Lust auf Fortsetzung: https://.youtu.be/FG3W1pS5s-o (Was ist Liebe?)
Literatur:
- Marshall Rosenberg, „Gewaltfreie Kommunikation“, Junfermann, Paderborn 2010 (9. Aufl.)
- Beate Brüggemeier, „Wertschätzende Kommunikation im Business. Wer sich öffnet, kommt weiter.“, Junfermann, Paderborn 2010